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Preise der Österreichischen Diabetesgesellschaft 2017

Langerhans-Preis der ÖDG 2017

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt im Jahr 2017 bereits zum fünften Mal Arbeiten aus dem Bereich der Diabetologie, die in den vergangenen fünf Jahren veröffentlicht oder zur Publikation freigegeben wurden. Der Preis ging diesmal an Dr. Stefan Kubicek (Wien) für seine Forschungsarbeiten zur Charakterisierung und Beeinflussung der epigenetischen Unterschiede zwischen den Alpha- und Betazellen des Pankreas.

Die Epigenetik beschäftigt sich mit vererbbaren Veränderungen der Funktion einer Zelle oder eines Organismus, die nicht mit Änderungen in der DNA-Sequenz einhergehen. Solchen Veränderungen liegen die Mechanismen zur Kontrolle der Genexpression zugrunde, die sicherstellen, welche der rund 23.000 menschlichen Gene wie stark aktiv sind. Letztendlich führen sie zur Etablierung und Stabilität der verschiedenen Zelltypen im menschlichen Körper, wie zum Beispiel den glukagonproduzierenden Alphazellen und den insulinproduzierenden Betazellen in den Langerhans’schen Inseln der Bauchspeicheldrüse. Diese beiden Zelltypen sind auch ein Fokus der Forschungsarbeiten von Stefan Kubicek seit seiner Zeit als Postdoc bei Stuart Schreiber am Broad Institute of MIT and Harvard.

Alpha- und Betazellen sind entwicklungsbiologisch eng miteinander verwandt, und es war bekannt, dass die genetische Aktivierung eines einzigen Gens, des Transkriptionsfaktors Pax4, Alphazellen in Betazellen umwandeln kann. Ein Fokus der Forschungsarbeiten von Stefan Kubicek, der seit 2010 die chemische Screening-Plattform am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften leitet, ist es, die epigenetischen Unterschiede zwischen Alpha- und Betazellen zu charakterisieren und zu beeinflussen. Wichtige publizierte Forschungsarbeiten beschrieben die Einflüsse von epigenetischen Inhibitoren auf Alpha- und Betazellen, die erstmalige Charakterisierung der Gesamtheit der aktiven Gene (Transkriptome) aus Einzelzellen der menschlichen Langerhans’schen Inseln, und die Entdeckung, dass die Substanzklasse der Artemisinine die Alphazellidentität beeinflusst.

Die Forschungsgruppe von Stefan Kubicek wird von der Juvenile Diabetes Research Foundation JDRF sowie über die Christian Doppler Forschungsgesellschaft durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung gefördert. Kürzlich wurde Stefan Kubicek ein Consolidator Grant des europäischen Forschungsrates ERC verliehen.
Stefan Kubicek ist Mitarbeiter des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und leitet dort die Abteilung Chemical Screening and Platform Austria for Chemical Biology. Außerdem ist Stefan Kubicek Leiter des Christian Doppler Labors für chemische Epigenetik und Antiinfektiva.

Dr. Stefan Kubicek studierte synthetische organische Chemie an der TU Wien und der ETH Zürich. Danach kam er im Rahmen seiner Dissertation am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie IMP in Wien erstmals mit der sich rasch entwickelnden Forschungsrichtung der Epigenetik in Kontakt. Im Labor von Thomas Jenuwein, der die Histon-Methyltransferasen entdeckt und charakterisiert hatte, entwickelte Stefan Kubicek die ersten spezifischen niedermolekularen Inhibitoren für diese wichtige Enzymklasse.

Dr. Stefan Kubicek
Dr. Stefan Kubicek

Abstract-Preise der ÖDG 2017

Die mit jeweils 750 Euro dotierten Abstract-Preise 2017 gingen an OÄ Dr. Elisabeth Binder (Innsbruck) und Dr. Chantal Kopecky (Graz).

Binder E, Rohrer T, Denzer C, Marg W, Ohlenschläger U, Schenk-Huber H, Schierloh U, Skopnik H, Fröhlich-Reiterer E, Hofer SE, Bollow E und Prinz N

Zöliakiescreening bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 – eignet sich die Genotypisierung zöliakiespezifischer HLA-Marker als Screeningmethode?


Die Prävalenz einer Zöliakie ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 (T1D) deutlich höher als in der Normalbevölkerung, weshalb unbedingt ein Screening bezüglich dieser diabetesassoziierten Erkrankung erfolgen sollte. Das Ziel dieser Studie war, die Häufigkeit zöliakiespezifischer HLA-Genotypen bei Patienten mit T1D zu bestimmen und anhand der Auswertungen herauszufinden, ob sich die HLA-Genotypisierung – wie von der Europäischen Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) vorgeschlagen – als Screeningmethode eignet. Die Rekrutierung der Patientendaten erfolgte aus dem DPV (Diabetespatienten-Verlaufsregister), welches Daten von 446 Diabeteszentren in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg umfasst. Von den insgesamt 75.202 pädiatrischen Patienten mit T1D wurde bei 1.624 eine zöliakiespezifische HLA-Genotypisierung durchgeführt. In 82 % konnten HLA DQ2 und/oder DQ8 nachgewiesen werden, während nur 18 % keine zöliakiespezifischen Marker aufwiesen.
Aus den Ergebnissen dieser großen Studienpopulation lässt sich schlussfolgern, dass sich in der überwiegenden Mehrzahl der Patienten mit Diabetes zöliakiespezifische HLA-Marker nachweisen lassen, sodass sich diese Untersuchung nicht als Screeningmethode eignet und eine regelmäßige ein- bis zweijährliche Bestimmung zöliakiespezifischer Antikörper bei Patienten mit T1D durchgeführt werden sollte.

Dr. Elisabeth Binder studierte Humanmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, absolvierte ihre Dissertation in der Grundlagenforschung an der Universität Oslo und machte anschließend die Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde an der Universitätsklinik Innsbruck. Seit einigen Jahren arbeitet sie dort als Oberärztin im Diabetesteam und nimmt immer wieder gerne an wissenschaftlichen Projekten unter der Leitung von Assoz. Prof. PD Dr. Sabine Hofer teil.

Chantal Kopecky, Oliver Domenig, Marlies Antlanger, Johannes J. Kovarik, Christopher C. Kaltenecker, Marko Poglitsch, David Z. Cherney, Marcus D. Säemann

Regulation des Renin-Angiotensin-Systems durch SGLT-2-Hemmung bei Typ-1-Diabetes


Natrium-Glukose-Kotransporter-2-Inhibitoren (SGLT-2i) sind eine neuartige Substanzklasse oraler Antidiabetika, deren Wirkung auf einer insulinunabhängigen Steigerung der renalen Glukoseausscheidung beruht. Rezente Studien haben zudem gezeigt, dass der SGLT-2-Hemmer Empagliflozin einen günstigen Einfluss auf kardiovaskuläre und renale Endpunkte bei Typ-2-Diabetespatienten hat. Die molekularen Hintergründe dieser protektiven Effekte sind gegenwärtig jedoch noch weitgehend unklar. Ein möglicher Wirkmechanismus könnte über eine spezifische Regulation des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) und die daraus folgende Beeinflussung der renalen Hämodynamik erklärbar sein.

Ziel dieser Studie war daher, die hämodynamischen Effekte und molekularen Mechanismen der RAS-Regulation bei Gabe von SGLT-2i zu untersuchen. Mittels einer neuen, auf Massenspektrometrie basierenden Technik wurde eine simultane Quantifizierung individueller, systemischer RAS-Komponenten bei Typ-1-Diabetikern, die 8 Wochen mit Empagliflozin behandelt wurden, durchgeführt. Preliminäre Daten zeigten einen deutlichen Anstieg der beiden RAS-Hauptkomponenten Angiotensin (Ang) I und Ang II durch die SGLT-2-Hemmung. Zusätzlich konnten bei einzelnen Patienten erhöhte Ang-(1–7-)Spiegel beobachtet werden, was auf eine Aktivierung des sogenannten „alternativen“ RAS mit zusätzlichen renoprotektiven Effekten schließen lässt.

Zusammenfassend bestätigten diese Ergebnisse eine Aktivierung spezifischer RAS-Komponenten durch Empagliflozin, was einen wesentlichen Erkenntnisgewinn zum Effekt der SGLT-2i auf die RAS-Regulation darstellt. Dies soll nicht nur in einem tieferen Verständnis der renalen hämodynamischen Effekte unter SGLT-2i münden, sondern infolgedessen auch innovative therapeutische Wege bei chronischer Niereninsuffizienz mit und ohne Diabetes eröffnen.

Dr. Chantal Kopecky schloss 2015 ihr PhD-Studium im „Immunologie“-Programm an der Medizinischen Universität Wien, Abteilung für Nephrologie und Dialyse, ab. Im Rahmen ihrer Dissertation und in weiterführenden Arbeiten als Postdoc in der Arbeitsgruppe von Assoz. Prof. Doz. Dr. Marcus D. Säemann beschäftigte sie sich mit der Qualität von High-Density-Lipoprotein und kardiovaskulären Risikomarkern bei Niereninsuffizienz. Aktuelle Forschungsgebiete liegen im Bereich Diabetes, Cardiovascular Disease und Lipidstoffwechsel sowie in der Regulation des Renin-Angiotensin-Systems.

Der Preis wurde durch Dr. Michael Leutner, MUW, entgegengenommen.

DIABETES-FORUM-Preis 2017

Der von MedMedia unterstützte DIABETES-FORUM-Preis ging an Dr. Eva Winzer (Wien) und wurde durch Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, Herausgeber von DIABETES FORUM, überreicht.

Eva Winzer, Maria Luger, Manuel Schätzer, Nadine Moser, Karin Blagusz, Barbara Rittmannsberger, Monika Lechleitner, Anita Rieder, Friedrich Hoppichler. Wien Klin Wochenschr 129(4 Suppl):161–2, 2017

„Zuckerreduktion mit Hilfe eines schulischen Ernährungsbildungsprogramms“


Der bei der ÖDG-Jahrestagung 2017 präsentierte Abstract ist in Zusammenarbeit mit dem vorsorgemedizinischen Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition, Salzburg) und der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien entstanden.
Im Rahmen der Interventionsstudie wurde das Ernährungsbildungsprogramm, der „Trink- und Jausenführerschein“, mit 18 Klassen bzw. 344 SchülerInnen im Alter von zehn Jahren aus sieben Wiener Schulen untersucht. Dieses Programm wurde von SIPCAN entwickelt und wird für 5 Wochen von PädagogInnen in der 5. Schulstufe durchgeführt. Mittels eines Fragebogens wurde der Zuckerkonsum über einzelne Nahrungsmittelgruppen erhoben. Die Intervention zeigte, dass sich bei jenen Kindern, die im Biologieunterricht den „Trink- und Jausenführerschein“ umsetzten (Interventionsgruppe), die Zuckeraufnahme im Durchschnitt um 10,1 g pro Tag reduziert hat. Erreicht wurde eine signifikant höhere Reduktion von 13 % in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (Standardunterricht) mit 6 %. Die Zuckerreduktion wurde vor allem durch reduzierten Konsum von Süßigkeiten und Mehlspeisen sowie von Limonaden erreicht. Trotz der einfachen Umsetzbarkeit des Programms konnte eine Reduktion der durchschnittlichen Zuckeraufnahme von 50 g pro Schulkind und Schulwoche gezeigt werden.

Dr. Eva Winzer (geb. Luger) absolvierte nach dem Studium der Ernährungswissenschaften an der Universität Wien das PhD-Studium in dem Programm „Endocrinology & Metabolism“ an der Medizinischen Universität Wien. Seit 2013 ist sie an der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien und seit 2016 beim Institut SIPCAN als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

Dr. Eva Winzer
Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak, Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, Dr. Eva Winzer, MSc, und OA Dr. Helmut Brath
(Bildnachweis: Wild + Team/Salzburg)

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